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Schlemmen und Scrabble spielen in Berlin

Schlemmen und Scrabble spielen in Berlin

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Berlin, am ersten Mittwoch im Januar 2015. In einem griechischen Restaurant in Kreuzberg geht ab 18 Uhr immer wieder die Tür auf. Ich beobachte die Neuankömmlinge, wie sie sofort im hintersten Raum des Lokals verschwinden. Dort öffnet sich auf den Tischen ein Scrabble-Spielbrett nach dem anderen. Nach einer viertel Stunde sind die Tische besetzt. 14 Spieler haben sich im Restaurant "Weltlaterne" versammelt.

Scrabbler in der Weltlaterne in Kreuzberg

Ich und ein Haufen erfahrene Scrabbler, die die Scrabble-Regeln und ganze Wortlisten auswendig können: Das wird ein spannender Abend...

Ich kann mich nicht lange hinter meinem Aufnahmegerät und der Kamera verstecken: "Du spielst doch auch mit!", wird von einem der Spieler mehr festgestellt, als dass er mich fragt. "Na klar", entgegne ich. "Und du bist mit unseren Scrabble-Regeln vertraut?" Ja, auch das bin ich. Es kann losgehen! Obwohl, eines fehlt noch: Die Speisekarte...

"Ohne diesen Scrabble-Treff wäre ich nicht nach Berlin gekommen" (Johann Dengel)

Hier in der Kreuzberger Weltlaterne werden griechische Spezialitäten getafelt und es wird gescrabbelt. Das Essen kann schon mal kalt werden, wenn das Spiel spannend ist und die ganze Konzentration erfordert. "Ich denke, es gibt wenige Menschen mit denen ich so oft zu Abend esse." erzählt mir Johann Dengel, mein erster Gegner des Abends. Er ist aus Hamburg nach Berlin gezogen. Schon in Hamburg hatte er regelmäßig einen Scrabble-Treff besucht. "Ohne diesen ScrabbleTreff wäre ich nicht nach Berlin gekommen", sagt er mir im Scherz. Aber wahrscheinlich wäre es in der Tat ein großer Verlust für ihn gewesen. Denn die gemeinsamen Abende bedeuten ihm viel: "Das Spiel ist das, was uns in erster Linie verbindet. Dazu kommt, dass diese Menschen hier durchweg angenehm sind." Johann erzählt mir, das sich auch über den Spielabend hinaus Freundschaften entwickelt haben: "Der Herr dort drüben z.B. ist schon über 80 Jahre alt. Ich gehe jede Woche mit ihm zum Tischtennis. Wir spielen zwei Stunden und er hopst an der Platte genau so gut, wie er scrabbelt."

Johann Dengel beim Berliner Scrabble Treff

Es muss nicht immer ernst sein: Die Berliner Scrabbler haben Humor!

Beim ersten Spiel mit Johann merke ich schon, dass ich als neuer Spieler definitiv willkommen bin. Für einen Zug muss ich lange nachdenken und frage Johann, ob er schon gelangweilt ist. Er winkt ab und beschäftigt sich mit seinem Essen. Langes Grübeln, Kopfkratzen und Schnaufen, das gehört dazu an diesem Abend. Genauso wie Scrabble-Debatten über Wortlisten und Späße am Rande. Lustig wird es zum Beispiel, wenn mal wieder ein Scrabbler unter den Tischen des Restaurants liegt und nach heruntergefallenen Steinchen sucht. "Das passiert hier öfter", ruft man mir zu. Ich bekomme auch mit, dass zwei Tische weiter jemand einen Buchstaben aus dem Säckchen gezogen, ihn angesehen und wieder zurück gelegt hat. Das sorgt natürlich für Protest bei seiner Mitspielerin. "Wir müssen ihn rausschmeißen", schallt es von einem Tisch. Gelächter kommt aus der anderen Ecke des Raumes. Hier wird nicht immer ernst gespielt. Außer, es wird vorher unter den Gegnern vereinbart.

Mit diesen Karten losen die Berliner Scrabbler die Duelle des Abends aus.

Wer gegen wen spielt, das wird mit Kärtchen ausgelost. Jeder, der regelmäßig vorbei kommt, hat ein eigenes Kärtchen mit seinem Gesicht darauf. Für Leute wie mich, die Reinschnuppern wollen, gibt es das Gast-Kärtchen. Den Neuen wird bei Fragen natürlich gerne geholfen. Trotz allem ist es natürlich schwer, gegen einen dieser versierten Spieler zu gewinnen. Mein erstes Spiel gegen Johann habe ich verloren. Aber er hat mir versichert, dass ich gut war und auf jeden Fall wiederkommen könne.

"Wenn man anfängt, den Leuten die Scrabble-Regeln zu erklären, merkt man, wie deren Gesichter länger werden." (Ein Scrabbler am Nebentisch)

Im Schnitt sind es 12 Scrabbler, die sich an einem Abend hier in Kreuzberg treffen. 18 Spieler gehören insgesamt zum Kern der Gruppe. "Neuzugänge gibt es immer mal wieder. Abgänge sind selten." sagt Johann. Vom Nebentisch ergänzt ein Spieler: "Meist gehen die Leute wieder, weil sie die Wörter die wir legen, einfach nicht gut finden. Wenn man anfängt, denen die Scrabble-Regeln zu erklären, merkt man, wie deren Gesichter länger werden. Sie sagen dann, sie bleiben lieber bei ihren eigenen Regeln. Und das ist ja auch in Ordnung." Von Johann erfahre ich, dass es auch eine Amerikanerin gibt, die ab und zu vorbeikommt. "Die hat mit dem Wortschatz schon ihre Schwierigkeiten. Aber sie kommt trotzdem immer wieder." Auch das spricht für die offene Einstellung der Scrabbler, die ich an diesem Abend treffe. Was mir auch sehr gut gefällt ist, dass man an einem Abend hier viel lernen kann. Wenn ich mir mit einem Wort nicht sicher bin, kann ich einfach nachfragen. Johann sagt mir, dass man sich schon mal zusammen über das Bänkchen des anderen setzt und grübelt, welche Möglichkeiten es gibt.

Mein spannendstes Spiel an diesem Abend: Ich gegen Claudia Aumüller, die Gründerin des Berliner Scrabble-Treffs

Da ich schon einmal als wort-suchen Reporterin das Berliner Scrabble-Turnier (Hier mein Bericht über die "Scrabbinale") besucht habe, sind mir einige Gesichter bekannt. Dazu gehört auch Claudia Aumüller. Sie ist nicht nur Turnier-Scrabblerin, sondern auch Mitbegründerin des Scrabble-Treffs. Die Berliner Treffen kamen im Jahr 2000 ins Rollen. Damals bewegte sich etwas in der deutschen Scrabble-Welt. Es gab das erste ZEIT-Scrabble-Turnier, bei dem Claudia mit dabei war: "Dort habe ich einige Spieler kennengelernt, die auch heute Abend hier sind. Zuerst haben wir privat ein paar Mal gespielt und dann begonnen, uns in einer Kreuzberger Kneipe zu treffen. Das wurde dann irgendwann fix." Ich frage Claudia, ob sie jemals von den Scrabble-Regeln abgeschreckt war, so wie einige Neue, die in die Gruppe kommen. Doch bei ihr ist offenbar genau das Gegenteil der Fall: "Ich fand es wahnsinnig spannend endlich eine Regel zu haben! Mit einer Freundin in Berlin habe ich mir eigene Regeln ausgedacht. Manchmal war das ein bisschen öde und man kam nicht mehr weiter. Als ich dann die Scrabble-Regeln von Sebastian Herzog gesehen habe, war ich total fasziniert." (Mehr zu Sebastian Herzog, dem Autor der Scrabble-Regeln, erfährst du in meinem Interview mit ihm.)

Claudia Aumüller spielt gegen Johann Dengel.

"Als ich die Scrabble-Regeln von Sebastian Herzog gesehen habe, war ich total fasziniert." (Claudia Aumüller)

Das ZEIT-Turnier hat Claudia Aumüller schon einige Male gewonnen und deshalb bin ich sehr gespannt, als die nächsten Duelle festgelegt werden: Ich soll gegen Claudia spielen! Ich schaffe es, den ersten Bingo aufs Brett zu legen und bin deshalb eine ganze Weile mit ihr auf Augenhöhe. Doch dann legt sie zwei Bingos und mein Schicksal ist besiegelt. Das war's dann wohl für mich.

Langsam sind alle Spiele beendet. Am Ende unterhalten sich viele noch ein wenig und verabreden sich zu privaten Scrabble-Runden. Jemand sagt, er hätte ein neues Restaurant gefunden, in dem man einmal spielen könnte. Claudia klärt gerade mit einem Scrabbler, wo sie sich treffen und wer den Kuchen zum Spiel backt. Auch das macht die Berliner Runde so sympathisch: Gutes Essen und Scrabbeln gehören hier zusammen. Ich verabschiede mich von den Spielern, die ich heute kennengelernt habe und werde herzlich eingeladen, wiederzukommen. Auch jeder andere Scrabble-Freund ist eingeladen: Immer am ersten Mittwoch im Monat, ab 18 Uhr in der Kreuzberger Weltlaterne.

Damit du beim Spielen mit den Profis den Durchblick hast, habe ich hier ein paar hilfreiche Artikel für dich:

Bildquellen

  • Scrabble_Weltlaterne_Kreuzberg: Bildrechte bei der 1337 UGC GmbH
  • Berlin_Scrabble_Johann_Deng: Bildrechte bei der 1337 UGC GmbH
  • Scrabble_Berlin_Spielerkart: Bildrechte bei der 1337 UGC GmbH
  • Berlin_Scrabble_Claudia Aumüller: Bildrechte bei der 1337 UGC GmbH
  • Berliner-Scrabble-Treff: Bildrechte bei der 1337 UGC GmbH