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„Im Scrabble muss nicht gesprochen werden.“

„Im Scrabble muss nicht gesprochen werden.“

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Mit dem Uzwiler Power-Scrabble (UPS) begann am Sonntag, den 21. Januar, das Schweizer Scrabble-Jahr 2018. Wort-suchen.de sprach mit der Organisatorin Regula Schilling über Scrabble in der Schweiz, dem Scrabble Deutschland e.V. und ihre Art sich auf Turniere vorzubereiten.

“Das UPS soll die Spieler anfixen“

Das Scrabble-Jahr 2018 ist in der Schweiz mit dem UPS gestartet. Wie war es dieses Jahr?

Das UPS ist ja nur ein kleines Ein-Tages-Turnier. Ursprünglich gab es einen Scrabble-Tag mit sechs Spielen zu je 30 Minuten. Später kam das das heutige UPS mit acht Spielen zu je 25 Minuten dazu. Wir haben es als Trainingsmöglichkeit für die Schweizerinnen und Schweizer eingeführt, die noch nie an einem Turnier teilgenommen haben. Sie sollten ermutigt werden, sich beim großen S(CH)RABBLE-Turnier in St. Gallen anzumelden. Das UPS war als eine gute Gelegenheit gedacht, um Übung zu bekommen in der Bedienung der Uhr und Routinen im Ablauf eines Zuges, einfach Turnierluft schnuppern. Kurz gesagt: Sie sollten "angefixt" werden. Und das ist auch gelungen! Mittlerweile wird das UPS gerne besucht, um sich im Vorfeld des "großen" Turniers wieder etwas Live-Übung zu verschaffen. Wir waren diesmal 13 Teilnehmer. Das Turnier ist nicht relevant für die Elo-Liste, kostet kein Startgeld und es gibt auch keine Preise. Nichtsdestotrotz ist es ein sehr schöner Tag, den alle Teilnehmer sichtlich geniessen.

Bild 2: Blick in den Spielraum des UPS 2018.

Seit 2011 organisierst du Turniere für Schweizer Scrabbler, die auf Deutsch scrabblen. Wie kam es dazu?

Die meisten Turniere, die wir davor besuchen konnten, fanden im hohen Norden von Deutschland statt. Für uns bedeutete das teures Hinfliegen oder viele Stunden Bahnfahrt. Es war also schon aus geografischen Gründen wünschbar, mal ein Turnier in der Nähe zu haben.

Dann war da aber auch noch ein psychologischer Grund: Die Schweizer haben gegenüber den Deutschen so eine Art chronisches Minderwertigkeitsgefühl, was die Sprache angeht. Wir sind bei deutschsprachigen Diskussionen zum Beispiel auf politischer Ebene, zwar nicht unbedingt immer vom Niveau, aber von der sprachlichen Eloquenz fasziniert. Für Schweizer ist das «Hochdeutsch», wie die Schriftsprache bei uns genannt wird - darin kann man schon das Gefühl von sprachlicher Unterlegenheit erkennen - zwar die Schulsprache bereits ab Kindergarten, aber es ist eben doch eine Fremdsprache. Mein Anliegen war es, den Schweizern aufzuzeigen, dass wir die deutsche Sprache ebenfalls beherrschen, auch wenn wir im Ausland - fast schon beim Einatmen – sofort gefragt werden, ob wir aus der Schweiz kämen.

Im Scrabble muss nicht gesprochen werden. Hier geht es um den Wortschatz und um Grammatik- und Orthographiekenntnisse. Und da können wir schon mithalten. Im ersten Finale des S(CH)RABBLE-Turniers ivon St. Gallen spielte dann ja auch mit Blanca Groebli-Canonica eine Schweizerin gegen den Berliner Jürgen Miguletz und wurde Zweite.

Das dritte, vierte und fünfte Turnier gewann ich selber. Mit diesem Hattrick bekam die beabsichtigte Botschaft doch eine gewisse Überzeugungskraft.

Und dann gab es noch einen ganz persönlichen Grund: Mir ging es zu jenem Zeitpunkt gesundheitlich nicht gut. Ich habe mir quasi eine selbsttherapeutische Aufgabe gesucht, die spannend und groß genug war, um mich vom Grübeln und Sorgen abzulenken. Und dafür eignete sich die Organisation eines ersten großen Turniers hervorragend!

Scrabble hat multiple Anforderungen

Was macht Scrabble für dich aus? Was magst du an dem Spiel?

Ich bin begeistert von seiner Vielseitigkeit, seinem Variantenreichtum und seinen multiplen Anforderungen! Auf dem immer gleichen Brett mit den immer gleichen 102 Buchstaben wird kein Spiel wie das andere. Auch wenn – mit dem blind Ziehen der Buchstaben – der Glücksfaktor eine nicht unbedeutende Rolle spielt, so sind doch die eigenen Fähigkeiten gefragt und bedeutsam: Neben den schon erwähnten, wie Wortschatz, Grammatik, Orthographie und sogar Mathematik sind Flexibilität im Denken, Konzentrationsfähigkeit, Strategie, Kombinatorik und psychische Stärke gefragt. Es ist nicht ganz so leicht, ein bereits gefundenes Bingo wieder loszulassen und ein neues zu finden, das dann auch auf das Brett passt. Besonders freue ich mich, an einem Front- oder Backhook, der den Sinn eines schon daliegenden Wortes vollständig verändert, zum Beispiel vor BÄSSEN ein Wort mit einem A drin zu legen, wodurch es zu ABÄSSEN wird. Psychische Stärke wird einem abverlangt, wenn man einem als stärker eingestuften Gegner gegenüber sitzt, der dann auch noch auf Tempo macht und natürlich beim Einstecken einer Niederlage. Aber auch, wenn man sich wehren muss bei inkorrektem oder gar unfairen Spiel, was zum Glück selten der Fall ist.

Wie bereitest du dich auf ein Turnier, an dem du selber mitspielst, vor?

Bild 2: Übung macht den Meister - Davon ist Regula Schilling überzeugt.

Weder gezielt noch besonders. Ich spiele einfach live, vielleicht etwas öfter, wenn es sich ergibt. Manchmal organisieren wir - Blanca Groebli-Canonica und ich - einen Übungstag mit anderen zusammen, bei mir zu Hause, wo wir mittags sogar von meinem Mann bekocht werden.

Hast du eine bestimmte Spieltaktik, wie sieht diese aus?

Nein, eigentlich nicht. Ich spiele gerne offen und oft etwas sehr risikofreudig, was auch manchmal ins Auge gehen kann. Es ist aber nach meiner Erfahrung nicht so, dass man mit «Zumachen», mit Verhindern, sicherer gewinnt. Ein offenes Spiel führt zu einer höheren Gesamtpunktzahl und bietet tolle Möglichkeiten – für beide Spieler.

Wie trainierst du allgemein und merkst dir zum Beispiel neue Wörter?

Wie schon gesagt: Ich gehöre nicht zu denen, die systematisch trainieren oder gar Wörter lernen. Das käme mir zu nahe an "Schule" heran und würde mir sehr schnell die Freude am Spiel verderben! Ich lese viel. Ich trainiere, indem ich täglich mit meinem Mann spiele, so oft ich kann auch die verschiedenen Treffs in Uzwil, Zürich und Bern besuche und regelmässig auch online spiele. Neue Wörter lerne ich, indem sie hängenbleiben. Besonders nachhaltig ist das, wenn ich falsch angezweifelt habe, weil ich ein Wort noch nicht kannte. Man lernt erwiesenermassen durch emotionale Beteiligung am wirksamsten!

Durch Viersprachigkeit einheitliche Szene erschwert

Verbindungen zum Scrabble Deutschland e.V. sind sehr eng – Wie kam es dazu?

Ich fand es toll, als ich herausgefunden hatte, dass es den Scrabble Deutschland e.V. überhaupt gibt und was die alles tun, um die Turnierlandschaft zu erweitern und das Scrabble zu fördern. Der erste Schritt war, dies durch meine Mitgliedschaft finanziell zu unterstützen, der zweite dann, selber mitzuarbeiten im Vorstand des Vereins, womit ich auch gleichzeitig noch eine Stimme der deutschsprachigen Schweiz einbringen konnte.

Wie sind die Schweizer Scrabbler untereinander vernetzt?

„Die Schweizer Scrabbler“ gibt es bei der Viersprachigkeit der Schweiz so nicht! Die deutschsprachigen Scrabbler spielen online in zwei Ligen einmal pro Jahr gegeneinander. Sie treffen sich in den schon erwähnten Treffs - Uzwil, St. Gallen, Zürich und Bern. Ein paar Mutige nehmen an den beiden kleinen Eintagesturnieren (UPS und Scrabbletag) teil, und beim großen St. Galler S(CH)RABBLE-Turnier ist ein erfreuliches Viertel bis Drittel Schweizer. Da habe ich schon die Hoffnung, dass dieser Anteil und generell der Mut, live und ohne Hilfsmittel zu spielen, noch größer wird. Aber es ist schon einiges geschehen, seid wir mit den Turnieren angefangen haben!

Liebe Regula, danke, dass wir mit dir über den Scrabble-Brettrand sozusagen in die Schweiz schauen durften und weiterhin viel Spaß und Erfolg beim Organisieren vn Turnieren und selber mitspielen.

Bildquellen

Titelbild: Scrabble in der Schweiz - Ein Interview mit Regula Schilling, privat, Bearbeitung durch die Webgidle GmbH

Bild 1, 2: privat, Regula Schilling