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Scrabble im Taunus – Ein Interview mit Raimund Dillmann

Scrabble im Taunus – Ein Interview mit Raimund Dillmann

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Wenn Raimund Dillmann zusammen mit Kasimir Lissek nicht das Scrabble-Taunus-1-Tages-Turnier im Krifteler Bahnhof organisiert oder – wie jetzt im Herbst – die Apfelernte einbringt, kommt er viel rum. Als Festival-Buchhändler steht der 66-jährige mit seinem Bücherstand über Jazz und neue Musik unter anderem in Berlin, Moers, Donaueschingen, Wien oder Zürich. Auch zu Scrabble-Turnieren ist er quer durch Deutschland unterwegs. 2016 überraschte er mit dem Gewinn des Rosenheim-Cups, dabei will er eigentlich im Turnier nur nicht Letzter werden. Dennoch verfolgt er eine bestimmte Scrabble-Taktik, wie er uns im Interview verriet.

Das Tanus-1-Tages-Turnier in Kriftel findet seit 2010 statt. In diesem Jahr steht es zum ersten Mal unter der Schirmherrschaft des Scrabble Deutschland e.V. Scrabble-Spieler wie Claude Rabineau oder Maria Feige haben sich schon für den 19. November 2016 angemeldet. Gespielt wird nach einer Variante des Schweizer Systems. Noch sind Plätze frei! Mehr Informationen findet Ihr auf der Seite des Scrabble Deutschland e.V. und auf unserer Scrabble-Turnier-Seite.

„Die Zufallskomponente macht Scrabble zum Thriller.“

Raimund, seit 2016 organisierst du das Taunus-1-Tages-Turnier mit. Wie kamt ihr eigentlich auf die Idee zu so einem Scrabble-Turnier?

Was gibt es Schöneres, als einen nieselig-tristen Novembertag einfach zu verspielen? Der November ist aus Scrabblesicht turnierarme Zeit. Die freundlich helle, gut ausgestattete Bibliothek meines Heimatortes Kriftel war 2010 kostenfrei zu haben und wurde uns vertrauensvoll zur Nutzung von der Gemeinde überlassen. Sie ist übrigens im Bahnhof untergebracht und somit komfortabel erreichbar. Also haben wir ein paar Scrabblerinnen aus der Umgebung eingeladen und seitdem immer wieder gute Erfahrungen miteinander gemacht.

Du hast damals schon gerne Scrabble gespielt. Wie bist du mit diesem Wortspiel in Kontakt gekommen?

Durch die ZEIT. Erst habe ich da nur das Kreuzworträtsel gelöst, dann auch die anderen Rätsel. Irgendwann gab es halt auch Scrabble.

Warum magst du Scrabble so gerne?

Es ist die direkte Konfrontation mit einem Partner mit kognitiven Mitteln, die mich reizt. Gedächtnis, Intelligenz, gedankliche Flexibilität, aber auch das Konzentrationsvermögen werden angesprochen, ähnlich wie beim Schach. Dazu kommt aber eine Zufallskomponente – das Ziehen der neuen Buchstaben -, die das Spiel zum echten Thriller macht.

Raimund 2013 beim Scrabble-Spiel mit Katharina Goth und Maike Ruprecht (v. li. nach re.)

„Rosenheim war eine echte Überraschung.“

Hast du denn eine bestimmte Spieltaktik?

Zum Anfang am besten Bingos legen und notfalls dafür auch tauschen. Kurz: Hohe Punkte erzielen und einen Vorsprung erarbeiten. Dann zumachen und das Ding nach Hause schaukeln. Beim Rückstand aber das Gegenteil machen: Jede Gelegenheit nutzen, das Feld aufzumachen, Anlegemöglichkeiten zu kreieren – am besten solche, die der Gegner nicht nutzen kann – und vielleicht auch erst am Schluss doch noch den Lucky Punch in Form eines Scrabble Bingos anbringen.

Und wie bereitest du dich auf Scrabble-Turniere vor?

Eigentlich gar nicht! Ich lerne direkt beim Spielen. Es ist quasi „learning by doing“. Als passionierter Leser verfüge ich über einen umfangreichen Wortschatz. Mittlerweile habe ich die vier-buchstabigen Wörter drauf. Auch Bingos erkenne ich ganz gut. Taktisch fehlt einiges, aber wie anders als durch Üben und Spielen ließe sich das verbessern?! Lehrbücher gibt es keine und selbst wenn, ist Theorie pauken eh nicht meine Sache.

Trotz deiner Bescheidenheit hast du einige Scrabbler in Rosenheim überrascht, weil du das Turnier 2016 gewonnen hast. Wie kam es dazu?

Ja, das war ein echter Coup und auch für mich überraschend! Mein einziger Ehrgeiz bei einem Turnier ist es nicht Letzter zu werden. Nach zwei Siegen in den Eröffnungsspielen war das schon einmal unwahrscheinlich und ich konnte sehr entspannt weiter agieren. Dazu gehörte auch die Lust am Risiko: Mal tauschen, das Glück herausfordern, um erst vielleicht im nächsten oder übernächsten Zug die dicken Punkte einzufahren. Vor allem aber hatte mein Tracking perfekt funktioniert. Es war also die Balance von Wagemut und dessen Absicherung. Das ist unabdingbar, wenn es zum Schluss eng wird und das war es einige Male!

Raimund mit Wolfram Inngauer und Karola Hoffmann (v. li. nach re.) beim Rosenheim-Cup 2016

„Scrabble-Spieler zeigen Respekt und Toleranz.“

Am 19. November findet wieder das Taunus-1-Tages-Turnier statt. Worauf freust du dich am Meisten?

Ganz klar: Auf die Teilnehmer! Ich habe es beim Scrabble mit vielseitig interessierten Menschen zu tun, die in der Lage sind, auch übers Scrabblen hinaus zu kommunizieren, die sehr selbstverständlich und selbstbewusst über Umgangsformen verfügen und die von Respekt und Toleranz geprägt sind. Das macht es sehr angenehm seine Zeit mit ihnen zu verbringen. Ein wenig könnte das aber auch mit dem hohen Anteil erfolgreicher Damen in der deutschen Scrabble-Szene zu tun haben.


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Wir berichten auch gerne über einzelne Scrabble-Turniere und erklären euch die wichtigsten Begriffe.

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