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Wortkognition macht Buchstabendreher lesbar

Wortkognition macht Buchstabendreher lesbar

erstellt am von  in  Wortwissen 

Verdrehte Wörter, Buchstabensalate - mir fällt es schwer sie zu lösen.

Dabei ist es laut verschiedener Studien, einfacher als man annehmen sollte. Der folgende Absatz ist ein Beispiel dafür:

Gmäeß eneir Sutide der Cabrmidge Uvinisterät ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige was wcthiig ist, dass der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid.

Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als gseatems.

Tatsächlich ist der vorhergehende Absatz trotz Buchstabendreher gut lesbar.

Allerdings entspricht der Inhalt nicht ganz der Wahrheit: Eine solche Studie wurde nie von der Cambridge University durchgeführt. Nichtsdestotrotz besteht die Tatsache, dass wir fähig sind, Texte voller vedrehter Wörter problemlos zu lesen.

Dieses Phänomen hat der Engländer Grahm Rawlinson bereits im Jahr 1976 im Rahmen seiner Dissertation The Significance of Letter Position in Word Recognition erforscht.

Sein Ergebnis: eine falsche Reihenfolge von Buchstaben beeinflusst die Wortkognition, also die Lesbarkeit eines Wortes nicht, soweit die Anfangs- und Endbuchstaben unvertauscht bleiben.

Dies ist allerdings auch von der Länge des Wortes und von der Intensität des Buchstabenverdrehens abhängig - je durchmischter die Buchstaben desto schlechter die Lesbarkeit.

Beispiel:

Eine nur leichte Verdrehung der Bcuhstbaenrehenifloge ist eher lesbar als eine stark gemischte Bbnsghhceeunftloiraee.

Weitere Untersuchungen

Die Wortkognition ist ein beliebtes Studienfeld für Sprachforscher aus aller Welt. Etliche weitere Untersuchungen wurden in den letzten Jahrzehnten durchgeführt. Allem voran zum Thema, inwiefern falsche Buchstabenreihenfolgen die Lesegeschwindigkeit beeinflussen.

In ihrer Studie Raeding Wrods With Jubmled Lettres: There Is a Cost fanden Keith Rayner und seine Kollegen von der University Massachusetts folgendes heraus:

Die Beeinträchtigung der Lesegeschwindigkeit hängt von der Lokalisation der Buchstabendreher ab.

Werden, wie im oben genannten Lesebeispiel, Buchstaben der Wortmitte vertauscht, so verlangsamt sich die Lesegeschwindigkeit um rund 11 Prozent. Buchstabendreher am Wortende behindern den Lesefluss um 26 Prozent, Umstellungen am Wortanfang sogar um ganze 36 Prozent.

Zusätzlich hatte etwa die Hälfte der Probanden Schwierigkeiten, einzelne Wörter überhaupt zu verstehen, wenn Buchstaben am Wortanfang gedreht wurden.

Brütet ihr in euer Freizeit auch häufiger über kniffligen Buchstabensalaten? In besonders hartnäckigen Fällen empfehle ich einen unserer Wort-Generatoren. Mit ihm könnt ihr ganz einfach Buchstabensalate lösen.

Alles eine Sache der Übung

Mäßig verdrehte und oft genutzte Wörter, wie in unserem Anfangsbeispiel, sind nur deshalb für uns leicht lesbar, weil dem eine ausgeprägte Lesekompetenz zu Grunde liegt.

Ein geübter Leser liest nicht mehr jeden Buchstaben als einzelnen, sondern überfliegt die zu lesenden Wörter und erkennt sie anhand ihrer Muster, wie zum Beispiel an ihren Anfangs- und Endbuchstaben.

Diesen Prozess nennt man auch Pareidolie bzw. Apophänie - das Gehirn verbindet zufällige Anordnungen mit vertrauten Dingen, wie in unserem Fall mit bekannten Wörtern. Zudem erwartet man im Leseverlauf, aus dem Kontext und der Syntax heraus, bestimmte Wörter und kann sie somit auch in einer ähnlichen, also verdrehten Anordnung erkennen.

Wie sieht es mit euren Erfahrungen aus? Welche verrückten Wörter habt ihr schon mal automatisch beim Vorbeilaufen an Plakaten, Schildern oder anderen Texten neu erfunden?

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Bildquellen

  • Flickr in Scrabble letters: Flickr - Taro Taylor/tarotastic