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Jugendwort des Jahres 2017

Jugendwort des Jahres 2017

erstellt am von  in  Wortkolumne 

Auch 2017 lädt uns der Langenscheidt Verlag wieder dazu ein, über das Jugendwort des Jahres abzuvoten. Egal, ob Alt- oder Junggeblieben, jeder darf mitmachen bei der Online-Abstimmung darüber, welches Underground-Idiom das kreativste und schönste ist! Wie soll man aber korrekt abstimmen, wenn einem vielleicht nicht ganz klar ist, was sich hinter den einzelnen Begiffen verbirgt? Bauchentscheidungen helfen da nur bedingt, wie man schon bei der letzten Bundestagswahl sehen konnte. Wir haben uns daher die aktuelle Top-30-Hitliste der Jugendwörter einmal etwas genauer angesehen.

Jugendwort des Jahres 2017 - Die Kandidaten

emojionslos

Bild 1: Wenn sich Gefühls- und Ausdrucksarmut im gleichen Chatroom begegnen,... aber sprechen wir nicht davon.

sozialtot

Oftmals eine direkte Folge von chronischer Emojionslosigkeit. Menschen, die nicht in sozialen Netzwerken anzutreffen sind, liegen nun durchaus mal einen Extramonat auf der Couch, bis sie vom Paketzusteller aufgefunden werden.

Squad (extrem coole Gruppe)

Warum sich mit den Expendables zufrieden geben, wenn man auch bei den Droogs sein kann? Zeitweilig unter dem Begriff Crew bekannt, ist die Squad die obergeile Supertruppe, mit der man durch Dick und Dünn geht.

schatzlos (single)

Wer hätte es gedacht, dass wir mal von einem Anglizismus wieder zurück finden? Der angebliche Hauptgrund für Schatzlosigkeit ist der, dass einem der Partner wegläuft weil er/sie nicht mehr ständig verniedhätschelt werden will. Ob wir künftig beim Bäcker allerdings ein schatzlos-Brot kaufen werden, bleibt fraglich.

napflixen

Nachdem das widernatürliche Austrahlungsintervall von einer Folge pro Woche immer mehr der Vergangenheit angehört (oder warten Sie beim Lesen eines Buches etwa 7 Tage, bis Sie ein neues Kapitel anfangen?), kann die Lieblingsserie auch mal in einem Rutsch durchgeschaut werden. Oft lässt sich dabei auch ein Nickerchen (englisch: nap) unterjubeln, ohne dass man ernsthaft etwas verpasst. Besonders junge Mütter wissen Netflix & Stillen sehr zu schätzen.

Was ist das für 1 Life?

Die Essenz sämtlicher philosophischer Grundprobleme ist in dieser Jahrhundertfrage vortrefflich eingefangen:

1. Wer bims i, vong Daseim her?

2. Woher kome i, vong Ursache her?

3. Wo gehn i hin, vong Komsekwenz her?

vong (von)

Die Gesellschaft für Deutsche Sprache rotiert in einem frühen Grab. Das hat man nun davong. Ebenfalls im Gespräch sind Bratenvong und Investmentvong.

I bims (Ich bin)

Schon Aristoteles pflegte zu sagen "Das Ganze isd mehr als die Sume s1er Teile." Descartes formulierte es neu mit "i denke, also bims i". Auf Siggi Freud geht die Einteilung in I, Es und Überi zurück. Im Lutherjahr kann man es aber ruhig mal sagen, wie es ist: "hier stehe i unt kam nit anders. gotd h11e mir. amen."

Bruh (Bro, Bruder)

Alle Menschen werden Bruhs? Wenn wir jetzt noch eine weibliche, oder wenigstens genderneutrale Form finden, klappt es auch weiterhin mit den Nachfahren. Wer erinnert sich übrigens noch an Hui Bruh?

Dab (Tanzfigur)

Bild 2: Der Dab ist eigentlich schon ein recht alter Hut. Die Tanzfigur entstammt der Hip-Hop Bewegung und ist seit mindestens 2012 in Umlauf. Die Hand vor dem Gesicht dient hierbei vermutlich als Schutz vor der ausgestreckten Hand des Nebenmannes.

tinderjährig (alt genug, die App Tinder® zu nutzen)

Wer wischen kann, der kann auch das Andere. Ebenfalls im Gespräch sind Tinderwertigkeitskomplex, Miettinderung, Tinderschokolade und Tinderheitenregierung.

tacken (texten+kacken)

Die besten Einfälle hat man doch immer noch auf dem Allerwertesten. Dieses Koffer- beziehungsweise Schüsselwort bezeichnet die Koinzidenz von geistigen Einfällen und organischen Ausfällungen. Man muss halt mit dem arbeiten, was man hat. Von daher, ruhig öfter mal aus dem Bauch heraus formulieren.

Merkules (Merkel+Herkules)

Ganz und gar kein Gedächtniskünstler, aber dennoch ein Elefant aus Raum und Zeit. Ein Kofferwort, welches nie und nimmer gepackt werden wird.

trumpeten (große Versprechen machen, ohne an die Folgen zu denken)

Und wir bleiben noch kurz bei den Dickhäutern. Anders gesagt: Wer Mauern predigt und Zäune liefert, hat vollends den Durchblick verloren!

Teilzeittarzan (Jemand, der sich hin und wieder wie ein Affe verhält)

Was kann man über den Teilzeittarzan sagen? Nun, zum einen ist Teilzeittarzan eine T-Alliteration, welche, in ansteigendem Tempo wiederholt aufgesagt, ein wenig nach alter Dampflok klingt. Zum anderen ist der Gelegenheitsprimat nach wie vor lebender Beweis dafür, dass einem im Dschungel kein Bart wächst. Zu den bekannteren Gelegenheitstarzanen gehören Johnny Weissmüller (der auch den Tarzanschrei entwickelte und sich zu diesem beerdigen ließ) gefolgt von Lex Barker über Christopher Lambert und zuletzt Alexander Skarsgård (seufz...)

selfiecide (Tod durch den Versuch, ein Selfie zu machen)

Bild 3: Auch bekannt als finales Recht am eigenen Bild. Hier ist gutes Timing gefragt. Es gilt, den Auslöser zu drücken, in dem Moment, in dem der Erlöser kommt. Der Begriff "todschick" erhält hier noch einmal eine ganz besondere Tiefe. Todesursache Nummer eins ist hier übrigens Verhungern, dicht gefolgt vom Blitzeinschlag in den emporgestreckten Selfiestick.

looten (einkaufen gehen, aus dem Englischen für "Beute")

Auch bekannt als Viking-Shopping. Looten ist also das Einkaufen der Zukunft. In einigen amerikanischen Städten sehen wir nach einer Sturm- oder Flutkatastrophe an Ladentüren den freundlichen Hinweis: "looters will be shot on sight!" Es verwundert daher kaum, dass die Kunden ins Internet abwandern und der lokale Einzelhandel irgendwann so aussieht, als sei er tatsächlich geplündert worden.

belastend (unschön, unangenehm)

Wenn so ein historisches Wort wie belastend endlich auch im Sprachschatz der Jugend angekommen ist, dann hat die Elterngeneration ihre sämtlichen Ziele erreicht.

unfly (uncool)

Briefe und Pakete, die mit unfly gekennzeichnet sind, dürfen nicht via Luftpost befördert werden. Möglicherweise wird aber auch mit lit (sehr cool) das ultimative Gegenwort gewählt.

gefresht (ohne Durst, sitt)

Wie sang schon Funny van Dannen: "am besten ist immer noch: saufen, saufen, saufen!".

Bild 4: Es erscheint uns nach wie vor als sittenwidrig, ein Wort zu benutzen, welches den Mangel an Durst ausreichend beklagt. Niedrich Fietzsche hat es in seinem Hauptwerk "Wasser uns nicht umringt" einmal so formuliert: "Wenn du zu tief ins Glas schaust, dann trinkt das Glas auch aus dir."

geht fit (geht klar, passt)

Die Inhaltliche Fortsetzung von läuft bei dir!

Noicemail (nervige Sprachnachricht)

Wer von uns hat nicht schon einmal versehentlich eine SMS an die Festnetznummer gesendet?

Am 17. November gibt die Jury das Jugendwort des Jahres 2017 bekannt. Egal, ob nun Textmarkeraugenbrauen, Ahnma, fermentieren, GEGE, fernschimmeln, nicenstein oder unlügbar das Rennen macht, es wird sogleich in unsere Ahnengalerie aufgenommen werden. Wir haben darüber hinaus noch andere Interessante Artikel zur Jugendsprache.

Bildquellen

Titelbild, Bild 1,2,3,4: via getstencil, Bildrechte bei der webgilde GmbH.