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Des Rätsels Lösung - Geschichte und Herkunft des (Wort)Rätsels

Des Rätsels Lösung - Geschichte und Herkunft des (Wort)Rätsels

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Das Rätsel – dabei handelt es sich um ein kurzes Wort, das die verschiedensten Arten von Denkspielen umfasst. Aber wo kommt dieses Wort her und seit wann beschäftigten sich Menschen damit? Wir wollen ein wenig hinter die Geschichte und Entwicklung des wortbasierten Rätsels gucken – von seinen ersten Anfängen bis in die Gegenwart.

 

Herkunft und Bedeutung des Wortes „Rätsel“

Als Rätsel wird eine Aussage oder Frage bezeichnet, die zum Einen nach einer konkreten Antwort sucht oder aber ihre eigentliche Bedeutung versteckt und folglich entschlüsselt werden muss. Die Rätsel können dabei in Form von Wörtern, Zahlen oder Symbolen erscheinen, wir werden uns hier speziell auf die Worträtsel konzentrieren.

Die Herkunft des Wortes ‚Rätsel‘ – sowie von ‚raten‘ – liegt im althochdeutschen râtan, was so viel bedeutete, wie den Sinn eines Gegenstandes heraus zu lesen oder zu erahnen. râtan hat auch in anderen indoeuropäischen Sprachen Einzug gehalten, so findet es sich im Altenglischen (ræ̅dan), Altsächsischen (radisli) und Altfriesischen (riedsal). Im Mittelhochdeutschen entwickelte es sich dann zu râtische/rætsche, bis es schließlich zum Neuhochdeutschen rätsel wurde, von dem sich wiederum andere Wörter wie rätersch/räterisch ableiteten.

Im Grimmschen Wörterbuch wird folgende Definition für das Wort Rätsel gegeben (die Kleinschreibung ist im Original):

rätsel und die vorläufer und vertreter des wortes im ahd. und mhd. haben einen engeren und einen weiteren sinn: jenen, indem sie sich auf ein geistesspiel beziehen, an welchem die freude in unserem volke uralt ist; diesen, indem sie den begriff auf fürsorgliches nachdenken über alles das ausdehnen, was in unserem seelen- und geistesleben zur klarheit zu kommen strebt […]

[…] was dem geiste dunkel erscheint und ihn zum nachdenken und zum streben darüber klar zu werden, auffordert.“

 

Im Großen und Ganzen kreiste die Bedeutung des Wortes ‚Rätsel‘ stets darum, über eine Sache nachzudenken oder Symbole zu verstehen/zu interpretieren. Dies ist zurück zu führen auf das 'Lesen von Runen'. Das semantische Feld des Rätsels scheint sich im vergangenen Jahrtausend also nicht allzu groß verändert zu haben.

 

Antike Rätsel

Das älteste erhaltene Rätsel stammt aus dem antiken Mesopotamien. Auf einer altsumerischen Tontafel aus Lagasch (ca. 2350 v. Chr.) findet sich folgendes Rätsel:

„Sein Kanal ist A, sein Gott ist B, sein Fisch ist C, seine Schlange ist D. Gesucht wird nach einer Stadt, die am Kanal A liegt, deren Stadtgott B ist und die die Symboltiere C und D hat.“

Ein weiteres sumerisches Rätsel sucht eine Institution, vielleicht könnt ihr es erraten:

„Es gibt ein Haus, das man blind betritt und sehend wieder verlässt. Was ist es?

Vom Nahen Osten aus breitete sich das Rätsel auch im antiken Griechenland aus. Der Philosoph Aristoteles sah eine enge Verbindung zwischen dem Rätsel und der Metapher:

„Gute Rätsel bescheren uns im Allgemeinen mit brauchbaren Metaphern; da jede Metapher bereits ein Rätsel enthält, liefert ein gutes Rätsel auch immer eine gute Metapher.“

 

Mittelalterliche Rätsel

In antiker und mittelalterlicher Literatur finden sich Unmengen an Rätseln. Sie wurden zum Einen dazu eingesetzt, eine gewisse Dramaturgie im Text zu etablieren und es für den Leser spannend zu machen. Zum Anderen sollten Rätsel kulturelle Eigenheiten tradieren, wie etwa den mehrfachen Schriftsinn, der im mittelalterlichen Unterricht zum Basiswissen gehörte. Damit hatte das Rätsel neben seinem unterhaltenden auch einen lehrenden Effekt, da es dem Leser zeigt, dass ein Wort in einer bestimmten Umgebung trotzdem mehrere Bedeutungen haben kann.

Die Edda, eine mittelalterliche Sammlung nordischer Lieder, wird ebenfalls gerne als Quelle für Rätsel heran gezogen. Eines wurde beispielsweise in Tolkiens Der Hobbit aufgegriffen, als Bilbo dem Wesen Gollum ein Rätsel aufgibt:

„Zweiunddreißig Schimmel auf einem roten Hang – erst mahlen sie, dann stampfen sie und warten wieder lang.“

Im anglosächsischen Raum gilt das Exeter-Buch, eine Anthologie altenglischer Literatur aus dem 10. Jahrhundert, als bedeutendste Quelle englischer Rätsel. Aus dem deutschen Sprachraum stammt wiederrum das Straßburger Rätselbuch (1500/1505), das als Erstes seiner Art gilt. Der unbekannte Verfasser sammelte darin 336 geistliche und weltliche Rätsel in Form von Erzählungen, Anekdoten, Sprichwörtern u.a. Beide Bücher waren sehr populär und erlebten viele Auflagen. Der Grund dafür lag darin, dass sie mit ihrer Sprache und der Kritik an verschiedenen Ständen ein weit gefächertes Publikum ansprachen und nicht nur eine Elite.

Folgendes Beispiel aus dem Exeter Buch spielt mit der mehrfachen Bedeutung der Rätsellösung:

Etwas seltsames hängt am Oberschenkel eines Mannes

unter seinem Mantel. Es hat vorne ein Loch.

Es ist steif und hart und steht gut;

Hebt ein Mann seinen Mantel über sein Knie,

dann will er sein hängendes Ding in das passende Loch stecken,

das ebenso lang ist und das er schon oft gefüllt hat.

Die Antwort hierauf kann sowohl obszön als auch unschuldig sein, es hängt vom Rezipienten ab, ob er in des Rätsels Lösung die Beschreibung eines Schlüssels sieht, oder die eines Penis.

 

Rätsel in den Märchen der Brüder Grimm

Brüder Grimm

In der Neuzeit wurden viele mittelalterliche Rätsel in Märchen und Volksliedern lebendig gehalten, so wie in den Kinder- und Hausmärchen (1812) der Brüder Grimm. Die beiden Germanisten haben in ihren Büchern über 200 Märchen zusammen getragen, die heute in der ganzen Welt bekannt sind.

Im Märchen von der Klugen Bauerntochter muss diese ein Rätsel lösen, um ihren Vater vor dem Gefängnis zu bewahren und erhält als Gewinn die Hand des Königs:

 

„Der König rief die Tochter herbei und gab ihr ein Rätsel auf: Komm zu mir, nicht gekleidet, nicht nackend, nicht geritten, nicht gefahren, nicht in dem Weg, nicht außer dem Weg, und wenn du das kannst, will ich dich heiraten.“

Auch gibt es ein deutsches Märchen mit dem Titel „Das Rätsel“ von den Brüdern Grimm, in dem das Lösen eines Rätsels auch zu einer Hochzeit führt. Man sieht, dass Rätsel in überlieferten Märchen meist den gleichen Zweck verfolgten: des Rätsels Lösung war verknüpft mit einem Preis und unterstrich den weisen und noblen Charakter des Helden.

 

Rätselarten

Das Rätsel hat die Zeit überdauert und ist immer noch ein beliebter Zeitvertreib, mit dem man seinen Geist trainieren kann. Heutzutage gibt es neben den poetischen und prosaischen Beispielen von oben viele weitere Arten von wortbasierten Rätseln. Eine kleine Auswahl findet ihr hier drunter.

Rätsel in Prosa oder Versform

Diese Rätselart wurde bereits in den oberen Beispielen dargestellt. Dabei handelt es sich um kurze Texte in Prosa oder Versform. Ein weiteres Beispiel dieser Art ist das antike Rätsel über die mythische Sphinx. Sie gab Menschen, die an ihr vorbei mussten, stets ein Rätsel auf.

Die Sphinx saß vor Theben und gab Vorbeiziehenden ein Rätsel auf: „Es ist am Morgen vierfüßig, am Mittag zweifüßig, am Abend dreifüßig; aber wenn es die meisten Füße bewegt, sind Kraft und Schnelligkeit seiner Glieder ihm am geringsten.“ Derjenige, der keine Antwort fand, wurde mit dem Tode bestraft. Als Ödipus das Rätsel jedoch löste, zerstörte sich die Sphinx selbst.

Anagramme

Anagramme sind sehr kurze Rätsel. In der Regel bestehen sie nur aus einem Wort, können aber auch als ganzer Satz erscheinen. Es ist ein Wort, dessen Buchstaben sich in anderer Reihenfolge zu einem neuen Wort bilden lassen. Damit beherbergen Anagramm-Rätsel eine zweite Bedeutung in sich selbst.

Ein gegenwärtiges Beispiel hierfür findet sich in den Filmen von Harry Potter. In Harry Potter und die Kammer des Schreckens ist im Name des alten Schülers TOM VORLOST RIDDLE dessen wahre Identität verborgen: der Name ergibt in neuer Reihenfolge IST LORD VOLDEMORT (im engl. Original: TOM MARVOLO RIDDLE = I AM LORD VOLDEMORT). Solltet ihr beim Lösen von Anagrammen noch Hilfe brauchen, schaut einfach mal bei unserem Anagramm-Generator vorbei.

Kreuzworträtsel

Eine noch sehr junge Rätselart ist das Kreuzworträtsel, in dem die

Erstes Kreuzworträtsel

Fragen und Antworten innerhalb eines Gitters angeordnet sind. Die Lösungswörter kreuzen sich dabei – daher der Name. Das erste moderne Kreuzworträtsel wurde erst 1913 von Arthur Wynne in der New York World veröffentlicht.

Vor über 100 Jahren begann das Kreuzworträtsel seinen Siegeszug. In den 1920ern und 1930ern wurde diese Rätselart dann besonders beliebt und nahm auch kommerziellen Erfolg an, sodass seine Gegner bisweilen von einer Epidemie sprachen. Nichtsdestotrotz hat das Kreuzworträtsel es durch das Jahrhundert geschafft und existiert heutzutage in den verschiedensten Arten und Formen. Eine Kreuzworträtsel-Hilfe findet ihr auch auf unserer Seite.

Eines der vielen Arten ist das sogenannte kryptische Kreuzworträtsel (cryptic crossword), das besonders in Nordamerika verbreitet ist. Diese Kreuzworträtsel benutzen verschlüsselte Hinweise, die ihre wahre Aussage oder Frage nicht auf den ersten Blick erkennen lassen. Man muss dazu „um die Ecke“ denken um den Hinweis mit seiner verborgenen Sinn zu verstehen.

 

Natürlich gibt es noch viele weitere Rätselarten. Wir haben uns hier auf die wortbasierten Varianten konzentriert. Wenn ihr selbst ein bestimmtes Lieblingsrätsel habt, schreibt es uns in den Kommentaren.

Bildquellen

  • Brüder Grimm: http://www.bildindex.de, gemeinfrei
  • Erstes Kreuzworträtsel: <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzwortr%C3%A4tsel#/media/File:First_crossword.png" target="_blank" rel="nofollow">www.wikipedia.de, gemeinfrei</a> | <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinfreiheit" target="_blank" rel="nofollow">gemeinfrei</a>
  • Geschichte des Rätsels: Hintergrund: wikipedia - Codex Manesse, gemeinfrei, Bearbeitung: Stephanie Napp